Florian & Tamara
Man muss es sportlich nehmen
Im Innenhof des historischen Schwanenhofs sitzt man schön schattig. Hier treffe ich Florian und Tamara. Sie arbeiten Hand in Hand im integrativen Café Mitnander, das diesen malerischen Platz bespielt. Seit 2012 tischt das Vorzeigeprojekt in Eichstetten am Kaiserstuhl reichhaltige Mittagsmenüs sowie eine schier unfassbare Vielfalt an Torten und Kuchen auf. Kaum zu glauben, dass es so etwas in einer 3600-Seelen-Gemeinde gibt!
Zielstrebigkeit und Durchhaltevermögen haben den 27-jährigen Florian in die erstaunlich große Küche des Cafés Mitnander geführt. Hier bringt er Edelstahlbehälter zum Glänzen und erweist sich seines offiziellen „Geschirrspülführerscheins“ als würdig. Auch im Catering-Mobil, das täglich 170 Mahlzeiten ausliefert, spielt er eine tragende Rolle.
Um die Mittagszeit wird der Betrieb hektischer, doch Florian lässt sich nicht stressen: „Ich versuche mein Bestes, so schnell, wie ich kann, aber wir sind ja nur Menschen und keine Maschinen.“ Weise Worte, die wir uns alle hinter die Ohren schreiben sollten! Gibt es im Betrieb Konflikte, spricht Florian sie offen an. Das handhabt er auch in seiner Freiburger WG der Lebenshilfe so, wo er seit 10 Jahren lebt.
Dass er in der Stadt wohnt und auf dem Land arbeitet, hat Florians Selbstständigkeit befördert. Schließlich musste er mit den Tücken des öffentlichen Nahverkehrs zurechtkommen. Doch selbst der Schienenersatzverkehr der Deutschen Bahn konnte ihn nicht daran hindern, ein souveräner Berufspendler zu werden. Gern taucht er aber auch mit der Straßenbahn ins Freiburger Nachtleben ein.
Der vielseitige junge Mann liebt seine Freiheit in der Vierer-WG. Er spielt leidenschaftlich gern Schach, folgt fasziniert den Mondphasen auf seiner Wetterstation und hat die Kochkunst für sich entdeckt. Besonders viel Zeit verbringt er beim Sport: Rund 20 Medaillen vom Deutschen Down-Sportlerfestival schmücken Florians blitzsauberes Zimmer. Er geht regelmäßig zum Tanzen und flitzt auf seinem City-Roller durch die Universitätsstadt. Ob seine ansteckende Lebensfreude etwas mit dieser Fitness zu tun hat?
„Wenn ich was im Kopf habe, erreiche ich es.“
Florian
In ihrer Sportbegeisterung steht die 21-jährige Tamara ihrem Teamkollegen Florian in nichts nach. Sie fährt mit ihrem nigelnagelneuen Rad schon mal die acht Kilometer von der elterlichen Wohnung zum Arbeitsplatz. Zwei Mal in der Woche trainiert sie im Fitnessstudio an Geräten, die dem Reporter wie Folterwerkzeuge aus einem Science-Fiction-Film vorkommen. Seitdem haben Tamaras Nackenschmerzen deutlich nachgelassen. Und sie bleibt dran!
Beides zusammen, der Sport und die Arbeit im Café, haben ihr Lebensgefühl gehoben, wie Tamara erzählt. Als sie für die Prüfung in „Vorbereitenden Arbeiten“ büffelte, half ihr eine Mentorin, anfangs einmal in der Woche, am Ende in sehr großen Abständen. Tamara lernte also nicht nur, Gurkensalat mit Putenstreifen zuzubereiten, sondern selbst zu entscheiden. Das kommt ihr bei der Speisenvorbereitung an der Theke zugute, denn Sonderwünsche sind an der Tagesordnung und ein gemischtes Eis kann sehr unterschiedlich gemischt sein.
Im Hofgut Himmelreich, wo Tamara ihre Ausbildung gemacht hat, lernte sie Aline kennen. Wie schön, dass die Freundin ebenfalls im Café einen Arbeitsplatz fand! Die beiden fahren oft nach Freiburg ins Kino oder einfach zum Bummeln. In der Universitätsstadt gibt es wahrlich genug zu sehen und zu erleben. Vielleicht erzählt Tamara ihrem Nymphensittich Moritz davon, wenn er es sich auf ihrem Kopf gemütlich gemacht.
Was sich die achtfache Tante Tamara für die Zukunft wünscht? Dass alles bleibt, wie es ist. Mit einem Lächeln serviert sie jetzt den Eiscafé, Vanilleeiskugel inklusive. Es kommt schon mal vor, dass Vanille alle ist, dann muss Tamara andere Akzente in Weiß setzen. Auch das Improvisieren hat sie hier gelernt. Heute braucht sie es aber nicht, wie der Interviewer mit Genuss feststellt. Kaltes Sommergetränk, cooles Team!